Pflanzenratgeber für Dachterrassen
Im Prinzip kann der Gärtner auf der Dachterrasse alles das anpflanzen, was auch im Garten wächst. Nur muss er darauf achten, dass es Sorten sind, die Sonneneinstrahlung genauso gut aushalten wie Frost, Eis und Schnee. Weiterhin sollten die Pflanzen schnell wachsen, pflegeleicht sein, keine Insekten anziehen und für Sonne und Halbschatten geeignet sein. An manchen Standorten sollen sie auch Sichtschutz bieten. Hier die entsprechenden Tipps dafür, beginnend mit den am höchsten werdenden Gewächsen, dem Baum oder Bäumchen auf der Terrasse:
Immergrün – auch im Winter
Unter den Nadelhölzern sind es vor allem die Kiefern, die im Winter für Grün sorgen. Sie brauchen viel Licht, einen freien und relativ sonnigen Platz mit nährstoffreichem und nicht zu feuchtem Boden. Die Kiefer kommt aber auch mit ungünstigeren Standorten zurecht. Beim jährlichen Schneiden der jungen Triebe ist zu beachten, dass die Kiefer sich verzweigt und runder wird. Vor allem Kiefersorten mit kurzen Nadeln eignen sich für Bonsai, wie z. B. die Japanische Kiefer und die Mädchenkiefer.
Rote und gelbe Farbenpracht
Die Wintergrüne Ölweide, die Glanzmispel und der Fächerahorn sind wunderschöne immergrüne Ziersträucher. Beim Fächerahorn besteht Frostgefährdung im Jugendstadium, außerdem sollte man ihn möglichst nicht schneiden. Die Zaubernuss und der Winterjasmin blühen ebenfalls zur kalten Jahreszeit. Sie werden im Kübel ca. 2,5 m hoch und sind extrem frosthart.
Es gibt unzählige Kleinbäume von einer Höhe bis zu 4 oder 5 m und einer maximalen Breite von 2 bis 3 m, die auch geeignet sind. Dazu gehören vor allem die Magnolie, der Japanische Wildapfel und die Weidenblättrige Birne. Alle drei sollten aber nicht als Hochstamm, sondern als mehrstämmiger Strauch angepflanzt werden, der mehr Widerstand gegenüber Wind und Sturm bietet. Im zeitigen Frühling ist die Kornelkirsche mit goldgelben Blüten übersät ist und verströmt Honigduft. Sie entwickelt sich zu einem wunderbaren Solitärgehölz, ohne jemals geschnitten zu werden, und bekommt noch essbare Kirschenfrüchte. Auch der Judasbaum mit seinen auffälligen purpurrosa Blütenbüscheln, blüht im April 2 bis 3 Wochen lang und verbreitet seinen zarten Duft, danach bildet er Hülsenfrüchte. Pflegeleicht und vielseitig ist auch die Felsenbirne, die eine herrliche weiße Blüte, köstliche Früchte und eine aparte Herbstfärbung aufweist.
Attraktiv bei Sommerhitze
Gut auf Dachbegrünungen funktioniert ebenfalls der Perückenstrauch, der Hitze und Trockenheit genauso gut verträgt wie Frost. 4 m Höhe ist das Maximum, realistisch in der Topfkultur sind eher gute 2 m. Absolut anspruchslos in der Pflege ist der Sommerflieder oder Schmetterlingsstrauch, der von Anfang Juli bis Ende Oktober den Sommer auf der Terrasse verlängert. Alle Sträucher und Bäume halten in der Regel 5 bis 10 Jahre, danach können sie ersetzt werden, weil ihr Wuchs dann nicht mehr so dekorativ ist.
Winterharter Bambus und feuerrote Ziergräser
Auch in der kalten Jahreszeit bietet der winterharte Bambus genau den richtigen Sichtschutz. Die pflegeleichte Pflanze behält auch im Winter alle Blätter und bleibt ebenso dicht wie im Sommer. Das Zebra-Gras ist sehr auffällig quergestreift und setzt zusammen mit dem Chinaschilf starke Kontraste. An einem sonnigen bis halbschattigen Standort wird dieses Ziergras bis zu 2,50 m hoch. Es kann im Frühjahr aber unbedenklich auf 1,50 m zurück geschnitten werden. Im Herbst sollten die Halme als Winterschutz an der Pflanze verbleiben. Das winterharte, mehrjährige Ziergras ist pflegeleicht, sollte aber regelmäßig gegossen werden. Weitere Ziergräser sind Indian Summer, das sich zur Einzelstellung oder in Kombination mit Stauden als Kübelpflanze ( 1,60 m hoch) eignet und robust ist, und Red Baron, das aber nur 30 bis 40 cm hoch wird. Dieses Ziergras ist sehr pflegeleicht und hat nur einen geringen Wasserbedarf. Einen hohen Zierwert hat aucht das Rote Liebesgras, das ca. 50 cm hoch wird und ein wahres Farbwunder im Kübel abgibt. Es ist schön kompakt und benötigt wenig Wasser. Die mehrjährigen winterharten Gräser sollten über den Winter zusammengebunden werden, um das „Herz“ der Pflanze vor Feuchtigkeit zu schützen und im Frühjahr eingekürzt werden.
Gerade auch bei der Dachbegrünung ist professionelle Hilfe nicht verkehrt. Sofern im Eigenheim keine Terasse zur Verfügung steht, kann selbstverständlich eine Garage ausgebaut, modernisiert und begrünt werden. Not macht erfinderisch.
Die Klassiker unter den Winterharten
Der immergrüne Kirschlorbeer ist auch im Winter ein Schmuckstück mit seinen glänzenden Blättern und erreicht eine Höhe von 3 bis 4 m. Der Pflegeaufwand sowie der Wasserbedarf sind gering bis mittel. Die Winterharte Kübelpalme bringt mediterranes Flair auf’s Dach und wird 2 bis 4 m hoch. Die Fächerpalme mit ihren attraktiven Palmwedeln widersteht sogar Frosttemperaturen bis -15° C. Sie bevorzugt einen sonnigen bis halbschattigen Standort, der vor allem windgeschützt sein sollte. Ansonsten ist sie sehr pflegeleicht und braucht nur wenig Wasser. Auch die Zypresse ist beliebt und hat viele Vorteile: Sie wächst schnell (bis zu einem Meter pro Jahr) und sieht geschnitten oder ungeschnitten dekorativ aus. Sie wird bis zu 5 m hoch und gedeiht an allen Standorten. Ihre Form erhält sie durch regelmäßiges Schneiden im Herbst oder März/April. Der Wasserbedarf ist mittel bis hoch.
Exotisches auf dem Dach
Ein Lavendel-Stämmchen ist ein exquisiter Blickfang für die Dachterrasse, es erinnert an die Lavendelfelder der Provence. Das Stämmchen mit Krone hat eine Höhe von 30 cm, ist mit ihren schönen lila Blüten von Frühling bis Herbst sehr attraktiv, duftet aromatisch und ist zudem pflegeleicht. Mit silberweißen bis dunkelblauen Farnwedeln und einem rötlichen Mittelstreifen begeistert der Regenbogenfarn, der kaum Pflege benötigt und auch im Schatten oder Halbschatten bis zu einer Höhe von 35 cm heran wächst. Der Pflegeaufwand ist gering, der mehrjährige, winterharte Schmuckfarn braucht mittlere bis hohe Mengen Wasser. Noch spektakulärer sind die Blüten des winterharten Hibiskus, die einen Durchmesser von bis zu 20 cm erreichen und in herrlichen Farbtönen brillieren. Der Wuchs ist buschig und die traumhaften Blüten bedecken die ganze Pflanze. Die Blütezeit dauert von Juni bis Ende September und er wächst 130 bis 150 cm hoch. Die mehrjährigen Pflanzen lieben einen durchlässigen, nährstoffreichen Boden und einen geschützten, sonnigen bis halbschattigen Standort.
Mediterrane Pflanzen für den Dachgarten
Pflanzen aus dem Mittelmeerraum vertragen normalerweise keinen Frost, deshalb müssen sie bei Kälteeinbruch ins geeignete Winterquartier (kühles Schlafzimmer, heller Flur oder Keller). Damit die frischen Triebe keinen Kälteschock bekommen, sollte man sie erst nach den Eisheiligen Mitte Mai ins Freie stellen. Sie wollen viel Sonne, um richtig wachsen zu können und haben auch einen großen Wasserbedarf. Dazu gehören Oleander, Feige, Granatapfel und Olivenbaum sowie Zitrone, Mandarine, Kumquat oder Orange. Wichtig ist ein windgeschützter und sonniger Standort für diese Exoten. Nur die mediterranen Kräuter, wie z. B. Oregano, Thymian, Salbei, Lorbeer, Minze und Rosmarin brauchen eher kargen trockenen Boden ihren dekorativen Terrakottatöpfen.
Äpfel und Birnen vom Dach
Sicher ist es ungewöhnlich, Spalierobst auf der Dachterrasse zu züchten, aber es ist möglich: Es kann einerseits als Fassadenschmuck oder Sichtschutz genutzt werden, andererseits werden gesunde Früchte geerntet. Besonders beliebt sind Apfel- und Birnensorten, wobei darauf zu achten ist, dass die Bäume auf schwachwachsenden Unterlagen veredelt sind. Beim Obstbaum sollten die Seitenäste nach Möglichkeit paarig auf einer Ebene am Leittrieb entspringen. Die Spaliere können aus Holz, Metall oder aus Spanndrähten gemacht sein, der Abstand der einzelnen Stäbe oder Drähte zueinander sollte ca. 40 cm betragen. Der Zeitpunkt beim Abbiegen der Triebe ist von großer Bedeutung, da unausgereifte Triebe am biegsamsten sind. Der optimale Zeitraum liegt zwischen Mai bis Juli. Das Biegen ist nur 10 bis 20 cm von der Spitze her möglich.
Auf dem Dach wachsen Tomaten, Paprika und Chili
Hübsch sind zwischen den Bäumchen und Stauden mit „Schauwert“ natürlich die essbaren Pflanzen und Gemüsesorten: Dazu eignen sich Tomatenpflanzen an einem sonnigen Standort auf der Terrasse, der am besten etwas überdacht ist oder sich in der Nähe der Wand befindet, um ausreichend Schutz vor Wind und Regen zu bieten. Gegen das Umknicken der Tomaten hilft ein mindestens zwei Meter langer Pflanzstab im 40-l-Topf. Außer Sonne und Wärme brauchen sie viel Wasser und Dünger und sind recht pflegeintensiv. Ganz ähnlich ist es mit Paprika- und Chilischoten, die viel „Handarbeit“ wünschen, wenn sie prächtig gedeihen sollen. Belohnt wird der Dachgärtner mit schmackhaften aromatischen Früchten. Dasselbe gilt für Erdbeeren, Heidelbeeren und Himbeeren – alles ist auch auf dem Dach möglich!
Blumen und Blüten im Frühjahr
Zum Jahresanfang werden die Kästen und Töpfe für die neue Saison für kleinwüchsige Sorten zum Bepflanzen bereit gemacht. Jedes Jahr sollte neue frische Erde verwendet werden. Im zeitigen Frühling können Krokusse vorgetrieben und dann auf die Terrasse gestellt werden. Auch Märzbecher und Primeln sind beliebte Frühblüher, die von etwa März bis Mai/Juni blühen. Sie alle wollen sonnige bis halbschattige Standorte haben und vertragen ein bisschen Frost problemlos. Schlüsselblumen, Forsythien mit ihren gelben strahlenden Blüten werden nach der Blüte zurück geschnitten. Magnolien, Mandelbäumchen, Seidelbast, Weide und Haselnuss vervollständigen den „Frühjahrsreigen„.
Im März und April lassen sich Narzissen und Osterglocken im Topf ziehen, vor Frost sind sie aber erst ab Mitte Mai sicher. Schön sieht es aus, wenn Zwiebelblumen gemischt vorgezogen werden, wie z. B. Zwergtulpen, Hyazinthen. Sonne oder lichter Schatten eignen sich gut, kühle Temperaturen sind ihnen am liebsten. Das Farbenspiel wird durch Ranunkeln, Fresien, Veilchen, kurze Schwertlilien und Rhodedendron ergänzt.
Im Sommer prunkt die Blütenpracht
Damit die Sommerblumen auch in der Urlaubszeit schön frisch bleiben, muss für Wasserversorgung gesorgt und direkte Sonneneinstrahlung vermieden werden. Das gilt für Phlox, Bornholmer Margerite, Cosmea, Lupine und Hortensie. Rosen brauchen hohe Gefäße, es gibt aber auch kompakt wachsende Rosen, die kaum Platz benötigen, wie z. B.die Sorte Rosa pimpinellifolia.Sie ist ausnahmsweise trockenheitsverträglich, daher auch kübelgeeignet. Sie hat dichtes Laub und Geäst und sogar kälteresistent. Petunie, Begonie, Geranie und Pelargonie sind hübsch anzusehende, beliebte Balkonpflanzen, die durch Glockenblumen und Glücksklee die Terrasse bereichern.
Im Herbst und Winter ist immer noch Saison
Herbstastern, Chrysanthemen, Karthäuser Nelken, Dahlien, Stiefmütterchen begleiten uns durch Früh- und Spätherbst mit ihrer Farbenvielfalt bis zum Wintereinbruch.Im Winter sind gefüllte Christrosen, gelbblühender Winterling und die zarten Schneeglöckchen angesagt. Aber auch Moose, Flechten, Mauerpfeffer und kleinere Gräser sowie Birken und Weiden besiedeln Dächer, sobald man sie sich selbst überlässt.So unverwüstlich ist die Natur – auf allen baulichen Ebenen!